24. August , Hornillos del Camino .... bzw. irgendwo dahinter
oioioio .... bin ich gestern Abend noch ausgetickt , alter Schwede. Ich habe in der Herberge noch 2 Bier beim Einchecken geschnullert. War anschließend noch mit einem Berliner Radpilger beim essen und hab mir bei der Gelegenheit noch gleich ne Flasche Wein in den Kopf geschubst. Als Dessert hatte ich noch 2 Bier und auf dem weg vom Restaurant zur Herberge ( 20 Meter ) bin ich nochmal am Getränkeautomaten eingekehrt um mir noch ein schnelles auf den weg zu genehmigen .
Wie auch immer ... in meinem Suff kam es mir in den Sinn noch weiter zu pilgern. Im nu hatte ich mein zeug gepackt und bin in die Nacht verschwunden. Ich weiß zwar nicht mehr wie weit ich in meinem Suff gekommen bin aber zum Glück hab ich mich scheinbar nicht verlaufen .
Am nächsten Morgen bin ich mit einem respektableren Kater und unter freiem Himmel erwacht.
Nachdem ich mir 2 Aspirin rein geworfen und mein Zeug zusammen gesucht habe bin ich direkt wieder los. Mir war zwar etwas sehr schummerig in der Birne, aber wenn der Kreislauf erst mal in den Schwung kommt ist alles wieder OK.
Heute früh ist etwas sehr merkwürdiges passiert ...
Ich laufe wie gewohnt in den Sonnenaufgang hinein und sehe eine Sternschnuppe über den Himmel ziehen. Eigentlich glaube ich ja nicht an so was aber trotzdem formuliere ich immer wieder einen Wunsch, wenn es passiert.
Nuja , diesmal habe ich denn Wunsch formuliert ..... "ne Freundin wäre toll" .
Der Moment verfliegt ohne des mir das Universum eine Frau geschickt hätte und so setze ich meinen weg verdrossen weiter fort. Während ich in die Morgendämmerung laufe nähere ich mich einer Gestalt die sich immer wieder zu mir umdrehte. Als es immer heller wurde und ich nur noch 10 oder 15 Meter hinter ihr war drehte sie sich plötzlich wieder um und zückte eine Kamera. Im ersten Moment dachte ich das sie mich Photographieren wollte und hab mich in Pose geworfen. Allerdings hat ihr das scheinbar nicht gefallen, weil sie mir unmissverständlich zu bedeuten gab das ich gefälligst aus ihrem Bild verschwinden soll. Als ich an ihr vorbei war wollte ich sehen was es den da interessantes zu Photographieren gibt. Wie es sich herausstellte war es der Sonnenaufgang ..... bzw. genau dieser Sonnenaufgang.
(siehe unten )
Nachdem wir beide von dieser Szene Bilder gemacht haben sind wir ein wenig zusammen gegangen.
Und das war nicht einfach nur ein einfaches schlichtes nebeneinander herlaufen wie ich es bisher erlebt habe .... bei weitem nicht. Es war schon eine gewisse Spannung zu spüren und auch offenkundig vorhanden.
Leider kam sie aus Spanien und sprach nur Schulbuch-Englisch das ich kaum verstehen konnte. Wir waren zwar den ganzen Vormittag unzertrennlich aber die sprachliche Barierre hat unserer Beziehung am frühen Nachmittag den Todesstoß versetzt.
Aber wenigstens habe ich dadurch erkannt das es wirklich einen Gott gibt. Allerdings hat er einen echt Saumäßigen Sinn für Humor oder er kann mich einfach nur nicht leiden.
Nach, bzw. während, der Trennung von ihr ist allerdings etwas erheiterndes geschehen.
Wir haben vor einer alten, halb zerfallenen, Dorfkirche Mittagspause gemacht als eine Herde Menschen in geschlossener Formation die Szene betrat. Als sie näher kamen sah ich das sie irgendwie Pilger sein mussten aber dafür noch zu frisch aussahen und hörte am Dialekt das sie Österreicher waren. Die kamen auf den Vorplatz der Kirche und wollten anscheinend hinein. Auf dem Schild an der Tür stand
" Geöffnet von 10 - 15 Uhr
Montags geschlossen "
Aber eben auf Spanisch
Ich weiß das so genau, weil ich selbst hinein wollte und es mir meine Spanierin ins Englische übersetzt hat.
Nunja , auf jedenfalls hat fast die ganze Reisegruppe ergebnislos an der Tür gerüttelt als sie langsam ihren Unmut Laut gaben das sie zu ist, weil sie ja eigentlich geöffnet haben sollte. Bis zu diesen Zeitpunkt hatte ich mich noch nicht als Deutscher zu erkennen gegeben aber als das Gezeter zu laut wurde musste ich einschreiten .....
Ungefähr so:
Die Österreicher : blök blök blök .... warum ist den die Tür zu ....... blök blök blök
Ich : Weil die abgeschlossen ist .
Die Österreicher : ... Verwirrtes schweigen .... dann : Aber da steht das sie jetzt auf sein sollte
Ich : Da steht aber auch das Montags ganztägig geschlossen ist
Die Österreicher : Das wussten wir nicht .....
Ich : Wer Spanisch kann ist klar im Vorteil
Naja die Dialoge gingen dann noch hin und her. Es stellte sich heraus das ich es mit einer waschechten Buspilgergruppe zu tun hatte.
Zur Erklärung:
Buspilger fahren wie es der Name schon sagt, mit dem Bus und laufen nur kleine abschnitte selbst ( Ca. 5 km ) und werden dann wieder eingesammelt.
Da ich ihr erster "richtiger Deutschsprachiger Pilger" war, den sie zu Gesicht bekommen haben wurde ich dementsprechend ausgequetscht und musste für unzählige Bilder posieren. Hat mir ziemlich gefallen für einen kurzen Augenblick im Rampenlicht zu stehen.
Ich bin anschließend noch ein Stückchen mit ihnen gegangen, bevor sich unsere Wege trennten.
In die Herberge heute wollte ich eigentlich nicht aber der Herbergsvater hat vor der Tür gelauert und mich eingelullt.
Zumindest war es diesmal keine schlechte Wahl. Die Unterkunft ist neu, groß und sehr gepflegt. Nach dem einchecken habe ich auch noch festgestellt das sie noch ziemlich leer war. In dem Schlafsaal der für 30 Leute ausgelegt ist waren wir zu 4 .
Nachdem dem obligatorischen Wäsche waschen und der ( kalten ) Dusche
setze ich mich mit meiner Cola in den Garten. Da tritt eine ältere Frau an mich heran und fragte ob sie sich zu mir setzten darf. Ich willige eine und unterhalte mich sehr angeregt mit ihr. Sie stammt aus Kanada und ist mit einem Deutschem verheiratet der kurz nach dem Krieg übergesiedelt ist. Ist ziemlich spaßig mit uns. Ich gebe mein MTV Englisch zum Besten und sie haut mir Deutsche Wörter um die Ohren die sie von ihrem Mann gelernt hat.
Leider dauert die Unterhaltung nicht lange an, weil sie früh schlafen gehen möchte ( kein wunder, sie ist knapp 70 ) aber die zeit die wir zusammen hatten war echt spaßig .
Nachdem sie sich zu Bett begeben hat und ich beim Abendessen saß und meine Obligatorische Flasche Wein genossen habe ist mir eins aufgefallen ....
Wenn ich mich mit Menschen unterhalte, die aus einem Englischsprachigen Land kommen, ist es für mich kein großes Problem mich mit ihnen zu verständigen aber bei einem Franzosen , Spanier oder Italiener der Schulenglisch spricht verstehe ich nur Bahnhof .
An diesem Tag gelaufen 32,3 km